Landsgemeindesonntag in Appenzell Außerrhoden. Kurz nach acht Uhr morgens taucht am Höhenweg von Bühler nach Trogen, hinter einer grünen Kuppe, ein Grüpplein von vier Personen auf, munter schwatzend und gestikulierend: Frau Elisabeth Eschler-Sutter mit ihrem Mann und zwei Freunden der Familie. Frau Eschler ist Gemeindepräsidentin von Bühler und als solche erster weiblicher Magistrat des Landes Appenzell; als Bürgerin tritt sie heute erstmals in den Ring zu Trogen, nachdem im Vorjahr der Beschluß über die Teilnahmeberechtigung der Frauen gefaßt worden ist. Angetan mit Stiefeln und einer rosa Windjacke, geht sie, wie es der Brauch ist, den Weg dorthin zu Fuß. Aus der Verdeckung durch eine Geländerippe stürmt eine vierköpfige Filmequipe heran; Kameramann Riccardo Brunner trägt an Leibgurten die vierzig Kilogramm schwere Steadicam auf der Brust, ein Assistent hält ihn von hinten durch Schieben in konstanter Laufbewegung. Zuerst seitlich von unten anrückend, dann den Wanderern im Trab nachlaufend, nehmen sie die Gruppe auf. „Bitte nochmals zurück, Madame Eschler!“, ruft Regisseur Pierre Koralnik, und sogleich kehren die Wanderer, ohne ihr Gespräch zu unterbrechen, hinter die Kuppe zurück und vollziehen den zweiten Anmarsch.
Auf das Geschehen sind sie vorbereitet, bereits eine halbe Stunde zuvor hat ihnen ein anderes Team (mit Pio Corradi als Kameramann) aufgelauert. Über den Köpfen aller Beteiligten knattert ein Helikopter; außenbords sieht man die Beine von Andrea Capella, der abgesehen von den Eschlers weitere Grüppchen von Landsgemeindebesuchern mit der Kamera einzufangen versucht. Später vereinigen sich die Teams in Trogen, um das Geschehen im Ring zu verfolgen. Der Helikopter muß, so ist es in der Speziallizenz festgelegt, eine halbe Stunde vor Beginn der Feier abziehen; bereits wenden die auf dem Platz zusammenströmenden Bürger, heuer etwa 6000, unwillig die Köpfe gegen den Himmel.
Aus den Aufnahmen wird ein fünfminütiges Kurzporträt von Frau Eschler hervorgehen, das mit neunzehn weiteren Porträts heutiger Schweizer zu einem Filmpuzzle mit dem Titel Gesichter der Schweiz / Visages Suisses verbunden werden soll. Initiative und ideelle Konzeption liegen beim Genfer Produzenten Claude Richardet; seine ursprüngliche Idee war es, für das Ausland einen Film über die Schweiz zu machen, durch den anstelle eines Klischees von unserem Land ein realistisches und aktuelles Bild gesetzt werden sollte. Richardet nahm Verbindung auf mit Christian Zeender, dem Chef der Sektion Film im Eidg. Departement des Innern, der ihn an die COCO, die Commission de coordination pour la présence de la Suisse à l’étranger, verwies. Diese, in ihrem Bemühen um Imagepflege der Schweiz im Ausland, wird nun das Filmprojekt finanziell maßgeblich unterstützen.
Zwanzig Personen aus allen Sparten des politischen, wirtschaftlichen, kulturellen Lebens der vier Sprachlandschaften wurden ausgewählt, darunter auch einige hier lebende (prominente) Ausländer. Neben Bundesrat Delamuraz und Frau Eschler im staatspolitischen Bereich figurieren so unterschiedliche Leute wie Jean Tinguely, Fredy Girardet, Pater Christoph (ein Mönch in Einsiedeln), Mario Botta oder die Bergsteigerin Nicole Niquille, aber auch Wilhelm Teil (als utopisches Porträt) und „ein Manager“, „eine Hausfrau“, „zwei Soldaten“. Zwölf Schweizer Filmemacher übernehmen, nach freien Vorstellungen, die Ausarbeitung, unter ihnen Godard, Koerfer, Goretta, Gloor, Reichenbach.
Auf Seiten der Produktion bestehen weitentwickelte Vorstellungen über Ausstrahlung und Evaluation. Das Projekt ist in eine neue Beleuchtung gerückt, seit Marco Solari, der Delegierte des Bundesrates für die 700-Jahr-Feier, es ins offizielle Programm aufgenommen hat. Im Lauf des Jubeljahres wird der Film von allen drei Ketten des Schweizer Fernsehens übertragen werden; dieses ist Koproduzent (an den Kosten sind ferner einige Sponsoren der Privatwirtschaft beteiligt). Den Film möchte man in drei Versionen in Umlauf bringen: in voller Länge in Kino und Fernsehen und im Videokassettenverkauf; als gekürzte Version (etwa dreißig Minuten) an Ausstellungen (so insbesondere an der Weltausstellung in Sevilla 1992); als Spezialversion nach dem Bedarf der Filmpartner; hierbei ist auch an Auswertung für touristische Zwecke gedacht.
Europäische Resonanz soll die Aufnahme ins Programm der Filmfestspiele von Cannes 1991 sichern, die bereits feststeht. Heute rechnet die Produktionsleitung – zu ihr zählt mit speziellem Arbeitsgebiet Deutsche Schweiz auch der Zürcher Produzent André Amsler, der in Sachen Porträtfilm erfahren ist – mit insgesamt vierzehn Millionen Zuschauern, wovon neunzig Prozent auf Fernsehabonnenten des Auslands entfallen, wo der Film auf rund dreißig Kanälen gezeigt werden soll. Das Bild der viersprachigen Schweiz kommt in sechs Sprachen in Umlauf, darunter in Spanisch und Japanisch.
In geschickter Weise hat Richardet auch die Perspektive auf das Europa-Binnenmarkt-Jahr 1992 mit seinem Film verbunden, nicht nur in der Absatzfrage, sondern auch in der eigentlichen Konzipierung. Das Bild der verschiedengestaltigen, aber einigen Schweiz soll sich, sagt er, in der Vorstellung vom „gemeinsamen europäischen Haus“ spiegeln. Da nun Gesichter der Schweiz Teil des Programms der 700-Jahr-Feier geworden ist, wird man auf die Aufführung ein wachsames und kritisches Auge haben müssen. Es versteht sich ja wohl nicht von selbst, daß ein für das Ausland gefertigtes Bild von Menschen unseres Landes auch für eine Selbstbesinnung und Selbstvergewisserung taugt, die eine Landesausstellung ihren Bürgern grundsätzlich möglich machen muß.
Andreas Blocher
Gesichter der Schweiz – zu einem Schweizer Porträtfilm-Projekt
Neue Zürcher Zeitung, 1. Juni 1990
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Von Marco Solari erst spät ins Programm der 700-Jahr-Feiern aufgenommen, figuriert Visages Suisses (Gesichter der Schweiz) unter den Beiträgen, die das Bild der Schweiz differenzieren und das schweizerische Filmschaffen reflektieren sollen. Zwölf Regisseure versuchten, in achtzehn Porträts von bekannten und unbekannten Schweizerinnen ein Puzzle zu schaffen, das im Resultat mehr ergeben sollte als die Summe der einzelnen Arbeiten.
„700 Jahre, ist das alt für ein Land?“ – „Das kommt darauf an. Die Länder sind wie die Leute. Es gibt Junge, die bereits alt sind, sowie Alte, die noch jung geblieben sind.“ Dies ein Auszug aus dem „aufschlußreichen“ Dialog zwischen einem Mädchen und seinem Großvater. Sie reisen mit dem Zug quer durch die Schweiz, besuchen verschiedene Orte. Diese Reiseszenen, in Schwarzweiß, gedreht von Francis Reusser, sollen Zuschauer von einem Porträt zum nächsten führen. Der Versuch, so etwas wie einen Faden durch die Bildersammlung zu ziehen, wirkt verkrampft und war zu Beginn auch nicht eingeplant: Die Filmemacher erfuhren zum Teil erst bei der Visionierung von der künstlichen Verbindung, was bei einigen nachträglich gemischte Gefühle ausgelöst hat. „Das harte Aneinanderschneiden der verschiedenen Beiträge hätte assoziative Freiräume schaffen können, so geschehen zwischen den Beiträgen über Carlo Rubbia und Jean Tinguely“, äußert sich Kurt Gloor. „Ein Gespräch zwischen der Produktionsleitung und den Realisatoren fand nicht statt. Zu keinem Zeitpunkt hatten wir Einsicht in die Finanzierung, eine Einflußnahme auf die Gesamtheit des Filmes gab es nicht“, fügt er noch hinzu. Jean-Luc Godard, Daniel Schmid, Alain Tanner, im Vorfeld noch als Mitfilmer angekündigt, meldeten sich ab – ob sie etwas ahnten von der stark eingeschränkten Mitsprache in einem Werk über die Schweizer Demokratie?
Die Idee des Genfer Produzenten Claude Richardet war, in Zusammenarbeit mit André Amsler „ein wirklichkeitsgetreues, neues Bild der Schweiz“ zu schaffen. Morgenluft für sein Projekt, die Schweiz und die Schweizer dem Ausland sozusagen als sublimiertes Konzentrat der „Best of Switzerland“ näherzubringen, hatte Richardet im Zusammenhang mit den 700-Jahr-Feiern geschnuppert und sich im Vorfeld der Veranstaltungen ans COCO (Commission de coordination pour la présence de la Suisse à l’étranger) gewandt. Diese finanzierte die Hälfte des Projektes. Richardet betont, der Film sei eine Auftragsarbeit, die speziell für die Imagepflege im Ausland geschaffen worden sei. Das Bild der Schweiz beschränke sich dort vor allem auf die Klischees von Heidi, Käse, Gold und Uhren. Er habe eine andere, reale Schweiz zeigen wollen, die eben gerade nicht nur aus Alpen bestehe.
Von Marco Solari mit „nur wenig Hilfe“ bedacht, übernahmen das Schweizer Fernsehen und zwei Multis aus der Nahrungsmittel- und Pharmaindustrie einen Löwenanteil der Finanzierung. Als Gegenleistung konnten sie ihre Namen mehr oder weniger subtil vermarkten. Je ein Porträt wurde im Umfeld der Sponsoren angesiedelt. Dabei parodiert sich ein Direktor eher unfreiwillig selber: Während er in seinem von einer Eskorte begleiteten Mercedes zur Arbeit in einer gut bewachten brasilianischen Zweigstelle des Konzerns fährt, ertönt seine Stimme aus dem Off: „Neben der Weite des Landes würden mir auch gewisse Qualitäten der menschlichen Beziehungen fehlen. Liegt es vielleicht an den umliegenden Bergen, daß manche Schweizer eine gewisse Enge verspüren?“
Doch ändert dieses Lächeln im Beitrag von Simon Edelstein nichts an der ärgerlich aufdringlichen Präsenz von Wirtschaftskreisen in einem halboffiziellen Dokument der Schweiz. „Aber die Ökonomie spielt eine wichtige Rolle in unserem Land“, verteidigt Claude Richardet seinen Film, „warum also diese Realitäten nicht zeigen?“ Einverstanden, aber nicht so. Einem Sponsoren einen Platz im Vorspann zu reservieren oder ihn „in eigener Sache“ auftreten zu lassen, sind schon zwei verschiedene Paar Schuhe.
Leichtfüßig kommt der erste Beitrag von Kurt Gloor daher. Wilhelm Tell soll auf achtzig Schritte einen Apfel vom Kopf seines Buben geschossen haben? Mitnichten, selbst Stefan Guyer, Weltmeister im Armbrustschießen, hätte ihm den Kopf zerschmettert, sinnbildlich dargestellt in der Zeitrafferaufnahme eines zerberstenden Apfels. Gloor sagt, ihn habe an dieser Geschichte vor allem das Mythische gereizt. Wilhelm Tell sei von allen Porträtierten derjenige gewesen, der nie existiert habe, genauso habe bisher ein experimenteller Nachweis der Treffsicherheit von Tells Armbrust (von derjenigen Tells ganz zu schweigen) gefehlt. Originell wirkt die Idee des Porträts über Bundesrat Jean-Pascal Delamuraz, realisiert von Simon Edelstein. Im Bild ist dessen Wohnung, darin der Fernsehapparat mit dem gewohnt siegessicher parlierenden Delamuraz auf der Mattscheibe, („vaut mieux un pique-nique que de la panique“). Außer der wortgewitzten, ungreifbaren Selbstinszenierung spielt sich vorerst nichts ab. Bis Delamuraz selbst die Wohnung betritt und sich im Fernseher betrachtet. Fast nimmt man ihm das Nachdenken über sich selbst ab. Rein durch seine Ausstrahlung vermag Pascal Auberson zu glänzen, bekannt vor allem als Liedermacher. Sein Auftritt, gefilmt von Claude Goretta, ist direkt, unverbraucht. Auf der weiteren Fahrt werden weitere Persönlichkeiten dargestellt, zum Teil auch nähergebracht. Die übrigen Beiträge rutschen stark ins Dokumentarische ab, Humor verkommt zum Fremdwort. Ihre Originalität beziehen die Filme, wenn überhaupt, aus der Sensation des Werks der Dargestellten; so wenn Tinguely hinter einer seiner Lärm- und Sinnesorgien-Antikonsum-Konstruktionen hervorspringt und die Kühe rundherum die Augen verdrehen oder wenn der Automatenbauer Francois Junod Geschlechtsakte von Puppen vor der Kamera überrealistisch in Bewegung setzt. Technischer Aufwand für die Porträts wurde keiner gescheut. Steadykameras, Helikopter, viel Mischarbeit – weil viele der Teams mit verschiedenen Tonsystemen arbeiteten – eine große Schnitt-Equipe... Alles in allem soll der Film, nach Richardet, an die 3,5 Millionen Franken kosten.
Die Schweiz, Land der Innovation, der Ideen, Präzision, Hort der herausragenden Leistungen, der verschrobenen Lebenskünste, Geburtsstätte der Demokratie, Vorbild an Fleiß, Loyalität und Tugend? Die Lebensläufe der Dargestellten lassen solches durchschimmern. Oder wie in einer Kritik in der NZZ vom 16. August 1991 zu lesen war: es sei „höchst angenehm, daß die Porträtierten besseres zu tun haben als an der Schweiz zu leiden“. Was den Schluß erlaubt, daß in diesem Land Menschen an eben dieser Schweiz tatsächlich leiden. Vielleicht sind es ihrer zuviele, dann ist es schon nicht mehr ihre eigene Schuld. Bestimmt jedenfalls sind es nicht sowenig, als daß man sie für eine „Realität Schweiz“ übergehen dürfte. Aber wohl doch zuviel, um in einer Touristen- und Investorenherzen erfreuenden Weise in das Patchwork Gesichter der Schweiz vernäht werden zu können. Die Auswahl eines repräsentiven Querschnitts in achtzehn Kurzporträts ist vorwiegend eine Frage der angelegten Kriterien sowie des Einverständnisses der Angefragten. Ebenso wie bei den Mitgliedern unserer obersten leitenden und vollziehenden Behörde entschied nicht die Qualität allein. Der Proporzmaßstab galt auch hier: Vertreter aller Landessprachen mußten berücksichtigt werden, um das Postulat der Vielfalt der Gesichter zu erfüllen.
Die Repräsentation ist eine der Krankheiten des Films. Das Schweizerischste an den Porträtierten, die sich in ganz unschweizerischer Manier hervorheben, ist ihr Paß. Schweizer Normalbürger sind Künstler, Politiker oder Physikgenies. Sie arbeiten in Büros, auf Baustellen, im Dienstleistungsverkehr. Visages Suisses kann seinem Anspruch, ein wirklichkeitsnahes Bild der Schweiz zu schaffen, nicht gerecht werden. Die Beiträge bleiben zu stark an der Oberfläche, wirken eher wie Stilübungen. Das Resultat erinnert an ein großes Interview, viele Bilder mit viel Originalkommentar. Sollte der Witz in der Vielfalt der niveaumäßig höchst unterschiedlichen Stile liegen, wird dieser Reiz durch die alles verbindende Fahrt in einen einengenden Zusammenhang gequetscht. Ein verkrampfter Zweckoptimismus, der das „neue“ Heidiland in ausländische Heime tragen soll, ist die Folge. Kein Wunder, denn es krankt schon das Herz dieses Filmes: ein wirklichkeitsnahes Bild, das auf einer subjektiven Auswahl beruht, scheint von Beginn weg unrealisierbar. Aber ein wirklichkeitsnahes Bild war ja auch nicht wirklich gefragt...
Der Film hat doch einige Sternchen, zumindest für diejenigen, die das sehen möchten, was ihnen geboten wird: Höhenflieger der schweizerischen Art. Der Film besitzt eine endliche Fläche, und doch bewegt er sich ohne Grenzen; ein Zug, der ziellos auf einer Kugel seine Kreise fährt, ungezügelt.
Ein Bild von einem Land mit Hilfe von Porträts von einzelnen Bürgern zu zeichnen, erfordert ein gewisses Maß an Subtilität in der Wahl und in der Verbindung der einzelnen Beiträge. Die gezwungenermaßen subjektive Wahl der Sujets und der Ausführenden sowie das ernüchternde Resultat gestalten eine Identifikation mit dem Film für ein Schweizer Publikum problematisch.
Er sei gespannt darauf, den Film in zehn Jahren wieder anzuschauen, sagte Richardet. Ich ebenfalls.
Florian Wick
Ungezügelte Rund(k)reise – zum Porträtfilm „Visages Suisses“
Zoom, Zürich, 17/91
(...) Unter den Porträtmachern ist auch der Stanser Regisseur Urs Odermatt. Er, als jüngster der Filmergarde spät zu diesem Projekt gestoßen, hatte die Aufgabe, im Graubünden eine rätoromanischsprechende Person zu zeigen. Bei seiner Suche ist er auf die Radiojournalistin Maria Cadruvi gestoßen.
In seinem fünfminütigen Beitrag begleitet Urs Odermatt Maria Cadruvi bei ihrer Arbeit; er zeigt ein Bündner Dorf, das vom verheerenden Sturm „Vivian“ vor eineinhalb Jahren heimgesucht worden ist. Cadruvi interviewt verschiedene Personen, die Bevölkerung, die Arbeiter. Die Radioaufnahmen verwendet Odermatt als Grundlage, legt seine Bilder über die Aussagen der Personen, über die Kommentare von Cadruvi. „Mein Interesse für das Porträt kam von zwei Seiten her: Zum einen wollte ich die Auswirkungen des Sturms zeigen, dies zum Teil als eine Verbindung zu Nidwalden, zum anderen faszinierte mich die Funktion des Radios“, erklärte Urs Odermatt gegenüber unserer Zeitung nach der Vorführung des Films in Locarno. Montiert ist sein Beitrag in sehr kurzen Einstellungen, ähnlich einem Videoclip. „Als jüngster Regisseur in diesem Projekt wollte ich das filmisch zum Ausdruck bringen.“ (...)
Thomas Zemp
Odermatts Porträt in „Gesichter der Schweiz“
Vaterland, Luzern, 17. August 1991
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Ce film est coréalisé par 13 cinéastes suisses. Sortant des clichés habituels il révèle une des spécificités de la Suisse: sa diversité.
Le 700e anniversaire de la Confédération helvétique nous vaut ce merveilieux film où alternent des prises de vue en noir/blanc et en couleurs pour une expression visuelle encore accrue, sans rien enlever pour autant à la remarquable cohésion de l’ensemble.
Diversité des personnalités présentées, d’où le titre de Visages suisses, et des paysages, des gares, des villes, des lacs qui situent d’une manière remarquable non pas une „certaine“ Suisse, mais quelque chose de vécu, d’authentique. Ce n’est pas, mais absolument pas une Suisse de carte postale. Surtout pas de clichés, ont décidé les réalisateurs.
Ce film se déroule à partir d’un scénario bien sympathique. Un grand-papa et sa petite fille visitent la Suisse, en train. Ils servent de traits d’union entre les séquences confiées à treize cinéastes qui sont Bellinelli, Gessner, Goretta, Koralnik, Reichenbach, Schlumpf, Veuve, Edelstein, Gloor, Koerfer, Odermatt, Reusser et Tognola. Le concepteur et réalisateur est Claude Richardet.
Les personnalités ont été choisies dans toute la Suisse. Pour le mythe Guillaume Teil, le responsables qui font traditionnellement revivre sur place l’événement de la pomme, pour le présent Nicole Niquille, guide, Elisabeth Eschler, maire, Botta, Delamuraz, conseiller fédéral, Rubbia, physicien au CERN, Tinguely, Maria Cadruvi, journaliste qui s’exprime en romanche, le père Christophe d’Einsiedeln, François Junod, artisan, deux touristes japonaises, le chanteur Pascal Auberson, Roméo Braun, administrateur, l’écuyère Mary-Josée Knie, Bruno Weber, un artiste de l’imaginaire, le danseur Xavier Ferla et la participation de Maurice Béjart. Dialogues et images sont d’égale valeur et font de ce film bien plus qu’un document, une oeuvre d’art.
M.-Pr. D.
Visages suisses
Tribune de Genève, 4. Juli 1991
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Un grand-père et sa petite-fille s’embarquent dans un train et partent à la découverte de la Suisse. Ces deux personnages, filmés en noir et blanc par Francis Reusser, représentent le fil conducteur d’une série de portraits express de cinq minutes. Chacun dans leur genre, ils tentent de reconstituer le visage d’une Suisse qu’on dit très diverse.
700e et enjeux économiques pour 1992 obligent, Claude Richardet, producteur, a eu l’idée de concevoir Visages suisses, un documentaire d’une heure quarante, réalisé par treize cinéastes des trois régions linguistiques. Ceux-ci font partie de l’image et donnent ainsi un „plus“ à ce puzzle, en présentant leur vision personnelle du cinéma et de leur pays.
Matteo Bellinelli, Nicolas Gessner, Claude Goretta, Pierre Koralnik, François Reichenbach, Hans-Ulrich Schlumpf, Jacqueline Veuve, Simon Edelstein, Kurt Gloor, Thomas Koerfer, Urs Odermatt, et Victor Tognola, brossent dix-sept portraits: des artistes, des scientifiques, des touristes, un conseiller fédéral, un moine, une guide de montagne. Ils en profitent aussi pour nous balader aux quatre coins du pays, de Genève au Jura, de Neuchâtel aux Grisons, du Tessin à Bâle. On s’envole même pour le Brésil!
Malgré la volonté de sortir des clichés, on n’échappe pas aux mythes. II y a donc les passages obligés (Guillaume Teil, la Landsgemeinde, le cirque Knie) et les incontournables (Mario Botta, Jean Tinguely, Pascal Auberson). On fait avec ce qu’on a! Mais on rencontre aussi le Père Christoph au couvent d’Einsiedeln, Bruno Weber, qui apprivoise le béton, ou Maria Cadruvi, une journaliste romanche.
Si le choix des „représentants“ de l’Helvétie reste assez traditionnel, l’inattendu réside parfois dans le traitement des différents sujets. On découvre une curieuse facette de Nestlé (qui n’a pas dû transporter d’enthousiasme la maison-mère...) à travers l’un de ses PDG au Brésil, et le tourisme par le biais de deux jeunes Nippones. Elles trouvent qu’en définitive la Suisse est une île, tout comme le Japon.
Chaque personnage s’exprime dans sa propre langue. Outre le français, l’allemand, l’italien et le romanche, on parle le portugais, l’anglais et le japonais. Toutes les versions sont sous-titrées.
Ces dix-sept mini-documentaires sont bien sûr inégaux. Parmi les portraits qui nous ont paru les plus faibles, on citera ceux de Jean-Pascal Delamuraz, de Nicole Niquille, la guide de montagne, ou de l’écuyère Marie-Josée Knie. On a en revanche beaucoup aimé celui consacré à Elisabeth Eschler, la première femme maire d’un petit village d'Appenzell. Ou encore ceux qui évoquent la vie de deux artistes, le chanteur Pascal Auberson et le danseur Xavier Ferla.
Edmée Cuttat
Un puzzle refait la Suisse
Dix-sept portraits express sur grand écran
Tribune de Genève, 8. Juli 1991