Urs Odermatt Arnold Odermatt The Odermatt Channel The Odermatt Shop Nordwest Film AG, alte Spinnerei 1, 5210 Windisch, Schweiz, +41 56 442 95 90, mail@nordwestfilm.ch Projekte Inhalt Figuren Director's Notes

Wer hätte vor fünfzehn, zwanzig Jahren gedacht, daß aus der einstigen Schmuddelveranstaltung der jährlichen Miß-Schweiz-Wahl der jetzige hochglanzmagazintaugliche Kultevent werden würde?

 

War seinerzeit die Parade halbnackter Vorstadtschönheiten kaum gesellschaftsfähig, ist die Mißwahl heute schweizer-illustrierte- und fernsehhauptabendgeadelt und ein fester Termin in der Planung der Schönen und Reichen in der Schweiz.

 

Wo Schein und Fassade zum bestimmenden Inhalt wird, muß man aber auch nach den Abgründen nicht lange suchen.

Urs Odermatt

 

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Mit Brecht ins Kino

 

Die Theaterdramaturgie des 20. Jahrhunderts kennt drei wesentliche Schulen: Das von Konstantin Stanislawski Ende des 19. Jahrhunderts in Moskau entwickelte Konzept des „naturalistischen Theaters“, welches Lee Strasberg in den USA weiterentwickelt hat, Bertold Brechts Modell des „epischen Theaters“ aus den zwanziger Jahren und die in Frankreich entworfene Theaterdramaturgie Antonin Artauds, einem der Urväter der Performance-Kunst, das „Theater der Grausamkeit“. (...)

 

Für die Dramaturgie des Films funktionierte nur das Modell von Stanislawski und Strasberg. Der ambitionierte Versuch von Jean-Marie Straub und Danielle Huillet in den späten fünfziger Jahren, Filme zu drehen, die ausschließlich einer Brechtschen Dramaturgie gehorchten, wirkt aus heutiger Sicht eher unfreiwillig komisch und Artauds Theaterkonzept scheint für den Film denkbar ungeeignet.

 

Naturalistische Dramaturgie ist durch das Wirken von Lee Strasberg von zentraler Bedeutung für das englischsprachige Theater. Mitte der dreißiger Jahre entwickelte er das „Method Acting“, das er ab 1948 am „Actors Studio“ in New York unterrichtete. Kernpunkt der Methode ist die hundertprozentige Identifikation des Darstellers mit der Rolle. Filmschauspieler wie James Dean, Marlon Brando, Harvey Keitel, Robert De Niro und Jack Nicholson lernten hier ihr Handwerk. „Method Acting“ prägt bis heute nicht nur das amerikanische Theater, sondern auch das Hollywood-Kino.

 

Während naturalistische Dramaturgie dem Film als der „realistischsten aller visuellen Künste“ entgegenkommt, schließen sich Filmästhetik und Brechtsche Dramaturgie gegenseitig aus. Brechts „episches Theater“ will die Realität auf der Bühne brechen, abstrahieren, hinterfragen; dies im Gegensatz zum aristotelischen Theater, welches das Ziel verfolgte, das Publikum durch Empathie und Anteilnahme zu läutern. Brecht will zu einer distanzierten und kritischen Betrachtung der Ereignisse auf der Bühne führen. Nicht Mitgefühl und Emotionen sind das Ziel, sondern gesellschaftskritische Erkenntnisse. Um diese Distanz des Zuschauers zu erreichen, führt er „Verfremdungseffekte“ ein: asynchrones und paralleles Erzählen, Kunstsprache, mit der der Schauspieler die Rolle mehr ausstellt, als sich mit ihr zu identifizieren, sowie der Einsatz von Multimediaeffekten sollen wohlfeile Suggestionen und Sentimentalitäten verhindern und dem Zuschauer eine dialektische Sicht und die Reflexion über die dem Spiel zugrundeliegende gesellschaftliche Realität im Theater ermöglichen.

 

Wenn die Quintessenz des Kinos darin liegt, Irrealismus in Realismus zu verwandeln, Brecht aber darauf abzielt, Realismus zu Irrealismus zu verfremden, dann widersprechen sich diese beiden Prinzipien derart, daß das Ergebnis bestenfalls schlechtes Kino sein kann. Das Geschehen auf der Theaterbühne ist real – lebende Schauspieler, haptisches Bühnenbild – und kann verfremdet werden, um auf eine außertheatralische Wirklichkeit zu verweisen. Die Projektion an der Leinwand ist nicht real, nur ein virtuelles Lichtspiel. Doch der Realitätseindruck im Kino ist ungleich größer als im Theater; er ist so kategorisch, daß ein Verweis auf eine außerfilmische Wirklichkeit nur als komisches Slapstick-Element vorstellbar scheint. Brechtsche Dramaturgie und Kino schließen sich gegenseitig aus – bis vor kurzem war ich davon felsenfest überzeugt.

 

Doch in den letzten Jahren sind mir einige Filme begegnet, deren Dramaturgie ganz eindeutig auf Brecht beruht – und die erstaunlicherweise bestens funktionieren. Zum ersten Mal scheint eine neue Generation deutschsprachiger Filmemacher dieses jahrzehntealte Diktum vom notwendigen Scheitern der Filme des Genres Straub/Huillet zu widerlegen. Wie funktionieren diese neuen Filme? Und vor allem: Warum funktionieren sie? Hat sich unsere Realitätswahrnehmung im Kino seit Christian Metz’ Analyse aus den sechziger Jahren verändert? Oder haben diese neuen Regisseure Möglichkeiten gefunden, den „Verfremdungseffekt“ dem Kino anzupassen?

 

Noch etwas haben diese Filme neben ihrer Brechtschen Dramaturgie gemeinsam: Die Rückkehr des politischen Diskurses ins Kino. Auch damit sind sie sehr nahe bei Brecht. Vielleicht liegt hier ein Grund für das Funktionieren dieser Filme. Werden wir hier Zeugen der Geburt einer neuen Ästhetik des politischen Kinos? Es bleibt auf jeden Fall spannend.

Richard Hehn

Kommunales Kino Guckloch e.V., Villingen-Schwenningen

Anwalt

Das Leben ist ein Skandal, mein Lieber. Wenn man bedenkt, wie es endet.

 

Jean Krieg

Der Beischlaf hält nie, was die Onanie verspricht.

 

Anwalt

Du zahlst für Rammen. Nicht für Rammeln.

 

Jean Krieg

Es war nur ein ganz leichter Bums.

 

Anwalt

Etwas Realität dir gut.

 

Jean Krieg

Wie viel?

 

Anwalt

Zwei.

 

Jean Krieg

Tausend?

 

Anwalt

Jahre.

 

Jean Krieg

Ohne mich.

 

Anwalt

Ohne mich bestimmt.

 

Jean Krieg

Du mußt mir helfen.

 

Anwalt

Dazu bin ich da.

 

Jean Krieg

Danke.

 

Anwalt

Zwanzig.

 

Jean Krieg

Jahre?

 

Anwalt

Tausend.

Targa Florio